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CD-DETAILS IN OTHER WORDS [POOLEY, IAN]

Pooley, Ian

In Other Words [Electronic / Dance]


RELEASE: 13.06.2008


LABEL: Ministry Of Sound

VERTRIEB: edel distribution GmbH

WEBSITE: www.ianpooley.com

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HouseMusic für die Jetztzeit - Ian Pooley ist der Meister der Entschleunigung. In einem Interview hat er einmal seine Zukunftsperspektive als Hobby-Angler auf einer kroatischen Insel gesehen. Einer, der die Ruhe weg hat. „Mir liegt nichts daran, vier Tracks in zwei Tagen rauszuhauen.“ sagt er. „Das sind Schnellschüsse und das reicht mir einfach nicht.“ Als Produzent und Musiker lässt er sich Zeit für Arrangements und Spannungsbögen. Viel Zeit. Das Album „Souvenirs“, Pooleys letzter umfassender Blick auf die elektronische Musik, stammt aus dem Sommer 2004.

Und vier Jahre sind im Clubkontext fast schon eine halbe Ewigkeit. „Ein Album entsteht eben nicht über Nacht. Schließlich ist meine Musik im Laufe der Zeit immer komplexer geworden“ bilanziert er. „Und dafür habe ich längst mein eigenes Produktions-Tempo gefunden."Als weltweit gefragter DJ steckt er dagegen mittendrin in der überdrehten Hektik der Clubs zwischen Mailand, Kiew und Miami. „Irgendwo auf der Welt gibt es immer wieder neue, junge Szenen, die harte und radikale Sachen hören wollen.“ Nicht unbedingt sein Programm, doch eine gewisse Offenheit gehört für ihn zum Selbstverständnis. „Vor einem Jahr habe ich sogar wieder auf der Mayday in Polen aufgelegt“ erzählt er. Ausgedehnte Studioarbeit und sprunghaftes Herumreisen – zwei Geschwindigkeiten, die das Leben von Ian Pooley bislang geprägt haben.

Nach über 15 Jahren Musikproduktion hatte Pooley im Frühjahr 2006 seinen Heimatstandort Mainz verlassen. Anfang der Neunziger ist er dort als Teenager in die örtliche Szenerie eingestiegen. Seitdem ist er aktiv dabei geblieben. Als erklärter Fan von Derrick May und Yello beschäftigte er sich - gemeinsam mit seinem Studiopartner Thomas Gerlach alias Tonka - mit Techno, Breakbeats und House. Unter Projektnamen wie Spacecube oder TNI. Auf Labels wie Force Inc. oder Plus8. Ein Ex-Kid des digitalen Zeitalters. „Zuletzt bin ich von den internationalen DJ-Gigs zurück gekommen in meine Mainzer Abgeschiedenheit. Eigentlich ein recht entspannter Zustand. Doch als die alte Szene immer weiter auseinander fiel, fehlte mir der direkte künstlerische Austausch.“ Die Lösung aus dieser Inspirations-Falle hieß Berlin. Eine Entscheidung, sich noch einmal ins pralle Leben zu stürzen, ohne genau zu wissen, was am Ende dabei herauskommt. „Bei den Aufnahmen zum neuen Album habe ich dann festgestellt, dass mir das Produzieren doch sehr viel Spaß macht“ erzählt er. „Folglich werde ich versuchen, die auswärtigen Gigs zugunsten einer regelmäßigen Residency in Berlin zu reduzieren. Und dafür öfters ins Studio gehen.“

Ian Pooley schien auf die Frage gewartet zu haben, welche Spuren seine neue Heimat hinterlassen hat. „Jedenfalls keine musikalischen“ sagt er und muss ein wenig grinsen. „Es ist ja wirklich die erste größere Produktion nach dem Umzug. Mein erstes Berlin-Album sozusagen. Und einige Kollegen meinen ja, dass man das bereits hören würde. Doch der Sound der Stadt, wenn es den überhaupt gibt, ist außen vor geblieben.“ Es war eher ein Neustart aus dem Umzugskarton. „Als ich hier die alten Drummachines und Effektgeräte wieder angeschlossen habe, wollte ich unbedingt wissen, ob damit noch zeitgemäße Ansätze möglich sind. Schließlich habe ich sie in den letzten Jahren kaum noch benutzt. Von der Atmosphäre her kommen die Songs einer späten Fortsetzung meines „Meridian“-Albums aus dem Jahr 1998 sehr nahe.“. Ein Entwurf von HouseMusic für die Jetztzeit.

„In Other Words“ nennt Ian Pooley folglich mit britischem Understatement diese Neudefinition. Dabei hat er noch einmal zurück geschaut auf das vielfältige Wechselspiel mit den verschiedenen Techno-Spielarten und seinen ganz eigenen Weg zwischen den Genres gefunden. Bereits sein letztes Album „Souvenirs“, das in der Abgeschiedenheit eines Strandhauses in Neuseeland und später dann im Studio in Sydney entstanden war, wirkte mit Gastauftritten von Bossa-Nova-Legende Marcos Valle oder Soul-Sänger Terrier Callier wie eine fein gearbeitete Sammlung elektronischer Juwelen. Eine Song-Reise durch eine viel schichtige Soundlandschaft – von der Sommer-Hymne „Piha“ zum Neo-Disco-Kracher „Heaven“. Und auch heute fallen Begriffe wie „atmosphärisch“ oder „deep“ wenn Pooley die Richtung der 14 neuen Songs beschreibt..

Sowohl das „Intro“ als auch „Blue Interlude“ wirken dabei als Ruhepole in einem funkelnden Klanggebilde. Richtig los geht’s mit der Hymne „5 am“, wenn die brasilianischen Percussions langsam heftiger werden und sich darüber immer neue Soundflächen türmen. Die Gastauftritte auf „In Other Words“ sind genauso programmatisch wie spartanisch gesetzt. Da ist natürlich Chicago-House-Veteran Robert Owens zu nennen, der in bester Fingers Inc-Tradition in „Learn“ zu einem lasziven Electro-Chanson anhebt. Oder Tim Fuller, der mit seinem sphärischen Falsett zu „What I got“ ansetzt. Bei „Heat“ wiederum verwandelt sich Ian Pooleys langjähriger Mainzer Keyboarder Ulf Kleiner in sein Electro-Alterego Perry Colo und sorgt für sphärische Orgelsounds. Gegen Ende wird es noch einmal funky, wenn die Samba-Glocke den Takt einschlägt und sich im Hintergrund ein fulminanter Beat nach oben schraubt oder das rhythmisch dichte „Closer“ als mächtiger Rausschmeißer heran rollt.

„In Other Words“ ist ein überzeugendes Credo für die Entwicklungsfähigkeit von HouseMusic. Ian Pooley gelingt ein weiteres Mal das Kunststück, Elektronik gleichermaßen deep und fortschrittlich klingen zu lassen. Der Geist von Mainz lebt munter weiter an der Spree. Maschinenmusik mit guter Seele, jetzt auch in Berlin.

(Quelle: Sven-Erik Stephan, Beatsinternational, 2008)


FORMAT: CD


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