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CD-DETAILS UNTER DEM EIS [EISBLUME]


Fand ihre Stimme früher zu "glockenklar", um damit rockig zu singen: Ria, Frontfrau und optisches Aushängeschild von Eisblume
Foto: (c) Universal Music 2008

Eisblume

Unter dem Eis [Deutsch RockPop]


RELEASE: 06.03.2009


LABEL: B1 Recordings

VERTRIEB: Universal

WEBSITE: www.eisblume.de

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Wenn der Nachtfrost sich so langsam ungemütlich breit macht, durch die Ritzen dringt und man eigentlich froh ist, in der behaglichen Behausung die Füße hochlegen, den Kopf aus und die Glotze einschalten zu können, rückt draußen am Fenster so langsam die personifizierte Kälte vor und hinterlässt ihre Spuren, in ihrer vermutlich ästhetischsten Ausformung: Das ist die Eisblume.

Der latente Grauschleier der kalten Jahreszeit, der über den Wäldern liegt, Fußstapfen, die zum zugefrorenen See führen und dort enden, ohne Hinweis auf den Verbleib des Wandernden, die Melancholie der kurzen Tage, die schon wieder vorbei sind, ehe man ihnen etwas abverlangen konnte, aber dennoch Trost zu finden in den kleinen Dingen, im Teilen gemeinsamer Momente und Gefühle, darum geht es. Um Verlust und Durchhalten, Resignation und das Festklammern an dem tiefen Verlangen und dem Glauben daran, mehr zu sein als eine Marionette der Welt. Vier Jungs und eine dunkle Prinzessin, aus Berlin kommen sie und gemeinsam sind auch sie nun bereit, ihre hoffentlich tiefen Spuren in der Winterlandschaft zu hinterlassen, die sie musikalisch suggerieren.

„Es geht bei Eisblume nicht darum, sich nur auf einen Sound festzulegen, sondern mit den Elementen zu spielen. Mal rockt es intensiver oder hat etwas Episches oder eine scheinbare Ruhe, die aber doch keine ist“, versucht Ria, Sängerin und Aushängeschild des Berliner Quintetts, die Ausstrahlung ihrer Musik einzuordnen.

„Früher dachte ich, meine Stimme wäre einfach zu glockenklar, um rockigeren Sound zu machen. Man muss sich schließlich gegen harte Gitarren und druckvollen Sound bewähren, um nicht verloren zu gehen. Doch mein Herz schlägt nun mal, wie es schlägt! Und unsere Songs besitzen auch Sensibilität und Fragilität.” Die frühe Selbstkritik wirkt sympathisch, ist aber unangebracht, lebt Eisblume doch genau von der Gegensätzlichkeit des gebirgsbachklaren, herzerwärmenden Gesangs und der klirrend kalten Wände, die Gitarren und Drums zuweilen aufschichten, gerne stabilisiert von einem stählernen Industrial-Gerüst. Wände, gegen die Ria ansingt, ein kleines, zerbrechliches Geschöpf, das sich gegen die Elemente stemmen muss und die Naturgewalten besiegt, irgendwie.

Nicht ausschließlich freilich, in den ruhigen Passagen, zu wie Morgentau tröpfelnden Piano-Akkorden, zeigt Ria sich von ihrer verletzlichen Seite, um sich aber direkt trotzig in den Wind zu stellen, sobald sich der Himmel zu- und der nächste Sturm heraufzieht. Bei „Eisblumen” ist das so, dem programmatischen Titel zur Band, ursprünglich zu finden auf dem 2005er Album „Nord Nord Ost” der Potsdamer Folk Metal-Institution Subway To Sally. Deren Texter Michael Boden, genannt „Bodenski”, hat unter anderem den Text des Titelsongs der ersten EP, „Unter dem Eis”, verfasst, den Ria nun gänzlich neu interpretiert.

Auch eine „Louise” wird besungen, die offensichtlich nicht mehr unter den Lebenden weilt, irgendwas war da am Meer, mit ihrem Geliebten. „Das Wasser trägt uns jetzt ins Morgenlicht”, im Tode vereint, der vielleicht einzig tröstliche und mögliche Weg, dieser Welt zu entfliehen und gleichzeitig die Liebe ewig jung zu halten. Es ist wieder einer dieser charmanten und nur scheinbaren Widersprüche, diesmal der von Jenseitigkeit und einer doch sehr weltlichen Ästhetik. Getragen von Stimme und Klavier und langsam mit orchestraler Wucht anschwellend, majestätisch die letzten Minuten auf den Wellen auskostend, bevor das kleine Boot kentert und die Liebenden Arm in Arm in die Fluten hinabgleiten.

Der ultimativ letzte Ausweg und die damit verbundene Zerrissenheit sind aber nicht das allumfassende Thema der Berliner. In den Songs „Das Leben ist schön” oder „Überleben” werden der Realität, bei allen Nackenschlägen und negativen Erfahrungen, doch immer wieder positive Seiten abgerungen, sind diese Dinge, so schmerzhaft sie zunächst erscheinen mögen, mitunter unwahrscheinlich lehrreich. Ein gebrochenes Herz und eine verstörte Seele, die sich windet, weil sie sich verraten fühlt, aber niemals die Schwelle zum Identitätsverlust überschreitet, sondern zur Besinnung kommt - angezählt zwar und etwas wackelig auf den Beinen, aber aufrecht und nach vorne blickend. Und findet man ein „Du”, dem es ähnlich erging, dem man aufzuhelfen vermag, und das einen neuen Zauber entfacht, dann ist das die reiche Belohnung.

Dass man sich sowohl einen adäquaten Bandnamen als auch ein passendes Stück Musik zum Bearbeiten gesucht hat, dessen ist sich Ria sicher: „”Wir sind Eisblumen, wir blühen in der Nacht” – es umschreibt das Gefühl, dass die Welt dich nicht versteht, weil du anders bist, anders fühlst. Eisblumen sind wunderschön und komplex – man muss genau hinschauen und wird begeistert sein“. Theatralik und Gelöstheit, Pathos und Zärtlichkeit, die emotionalen Tiefen und Untiefen auslotend, stimmungsvoll, vor allem jetzt, wo die Tage kürzer und die Nächte eisiger werden, und da ist plötzlich eine warme, weiche Hand, die Deine nimmt und hält: Auch das ist die Eisblume.

(Quelle: Universal Music Group, 2008)


FORMAT: CD Extra / Enhanced CD


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