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We’ll Live And Die In These Towns hieß das Album einer jungen Rockband, deren erste Station nichts weniger als die Top-Position der britischen Albumcharts war. Und das mit einem aufmüpfigen Album, das weder textlich noch musikalisch ein Blatt vor den Mund nahm. Zwei Jahre danach folgt nun Music For The People, das kein bisschen angepasster, aber um einiges vielseitiger als das Debüt in Erscheinung tritt. Aufgenommen in den Monnow Valley Studios mit Producer Mike Crossey (Arctic Monkeys, Razorlight), dürfte Music For The People zu den außergewöhnlichen Alben Britanniens gehören. Schon der warme und raue Sound, das Ergebnis rein analoger Aufnahmekultur, die auf ProTools und anderen digitalen Firlefanz vollkommen verzichtet, sollte einen neuen Standard setzen.
„Mit Music For The People haben wir einen großen Schritt nach vorn getan, und ich kann für uns alle sprechen, wenn ich sage, wie glücklich wir damit sind“, so Sänger und Gitarrist Tom Clarke. „Wir entschieden uns, zurück zu den Wurzeln zu gehen und alles auf Tape aufzunehmen. Eben nicht in Computer zu spielen, wie es heute meist gemacht wird. Das Ergebnis ist ein riesiger Sound, wie ein gutes altes Old-School-Rockalbum. Aber macht euch keine Sorgen, die Banger gibt es immer noch, und der die-hard-ENEMY-Fan wird voll auf seine Kosten kommen!“
Mit ihrem Debüt schufen THE ENEMY ein Album, das die Band einerseits zu einer Einheit zusammenwachsen ließ, und das auf der anderen Seite für außergewöhnlich große Resonanz bei den Fans sorgte. Ein Erfolg, der nicht leicht zu wiederholen sein würde, das war klar, aber Rückzug auf Nummer sicher gehörte noch nie zu den Eigenschaften THE ENEMYs. „Das erste Album wird immer etwas einzigartiges für uns sein, es gehört in ein ganz besonderes Jahr. Wir haben es geschafft, eine ganze Menge Leute zur Musik zu bringen, die vorher nie was mit Musik zu tun hatten.“ Aber Music For The People ruht sich nicht auf dem Ruhm vergangener Tage aus, soviel macht Tom Clarke klar. „Das neue Album wird sich als dauerhaft herausstellen,“ fährt er fort. „Es gibt Songs von einer Art darauf, die die Leute lange nicht mehr gehört haben, ohne, dass es irgendwie retro wäre. Und es gibt Stoff, den die Leute von uns nie erwarten würden. Ich würde gern sagen, dass ich mäßig optimistisch für das Album bin, aber das kann ich nicht. Ich bin extrem optimistisch. Es wird die Leute einfach wegblasen. Es wird da einige Leute geben, die glauben, dass wir eine normale Drei-Akkord-Indie-Band sind, die ziemlich überrascht sein werden. Wir haben uns echt Eier wachsen lassen, das ist die einzige Art, das zu beschreiben. Auf dem ersten Album waren wir eine sehr frische Band, gerade mal drei Monate zusammen, und jetzt haben wir was von der Welt gesehen und ein massives Album über die letzten Jahre geschrieben.“
Dabei half ihnen die Vorliebe Mike Crosseys für analoges Tape-Recording, bei dem die Musik direkt auf ein Band gespielt wird, statt in einem kühlen Computer zu landen. „Ich investiere fast das ganze Geld, das ich verdiene, in Gitarren, und wenn ich eine gute Gitarre habe, dann will ich auch genau die hören, und nicht irgendwas, was auf einen Standardsound heruntergeschraubt wurde“, erklärt Tom.
„Die Leute haben vergessen, wie man richtige Rockalben aufnimmt“, so Tom. „Aber genau das wollten wir machen. Ein fett klingendes Album, an dem sich eine Menge von Bands, die nach uns kommen, werden messen lassen müssen. Wir halten nichts zurück. Wir waren zwei Jahre auf der Straße und wollten zeigen, wie fett diese Band sein kann. Aber es wäre bedeutungslos, wie wir das Album produziert haben, wenn wir nicht die Songs gehabt hätten. Es ist ein klasse klingendes Album alter Schule, aber es hat unüberhörbar einige sehr neue musikalische Elemente.“
Bereits ein Live-Klassiker der letztjährigen Festival-Saison war Sing When You’re In Love, das die besten Momente ihres Debüts vereint, aber einen gewissen Breitwand-Einfluss aufweist, den man sonst von Hymnenschreibern wie Bruce Springsteen kennt. Eine andere große Ballade ist Silver Spoon, der letzte Song, der für das Album geschrieben wurde und einen Klimax bringt, den nur ein ENEMY-Album haben kann. Der Song entstand mitten in der Nacht in letzter Minute im Studio in Wales.
Auf der ersten Single No Time For Tears experimentiert die Band überdies mit perlenden Pianos, heulenden Gitarren und einer sehr klaren Botschaft, die ihre Hörer definitiv erreichen wird. „Das ist ein Monster“, gesteht Tom ein. „Der Text stammt aus flüchtigen Notizen, aber das Feeling des Songs ist das harter Arbeit, ob in einer Band oder im wirklichen Leben. Es geht darum, dass du auf keinen Fall aufhören darfst zu kämpfen, egal wie beschissen alles läuft und wie heftig dein persönlicher Kampf ist. Ich hoffe, die Leute draußen bringen das mit dem in Verbindung, was gerade in der Welt passiert. Die Dinge entwickeln sich beschissen, aber ändert es sich, wenn du jetzt aufgibst? Das ist überhaupt keine Option. Du musst weiterhin alles geben!“
An anderer Stelle offenbart Last Goodbye eine dunkle Ecke, von denen viele vielleicht nicht gedacht hätten, dass THE ENEMY eine solche hätten. Aber Tom bezeichnet den Song als eine emotionale Befreiung, genau so wie die erste Single vom letzten Album, It’s Not OK.
51st State und Don’t Break The Rule entstanden gleichzeitig und stellen beide ein wütendes Knurren und rechtschaffene Entrüstung dar: „Politisch gesehen leben wir in fürchterlichen Zeiten,“ so Tom. „Noch vor ein paar Dekaden wären die Leute in Massen auf die Straße gegangen und hätten nach Veränderung gebrüllt.“ Nun, es gibt jemanden, der das Maul nicht halten will, und in Elephant Song, einer der Schlüsselsongs des Albums, sind THE ENEMY unüberhörbar. Mit massiv pulsierenden Gitarren, die gleichzeitig nach vorn treiben und elektrische Stöße auszuteilen scheinen, bereiten sie einen Anschlag auf den Hörsinn vor. Mit einem Song, der übrigens das offizielle Symbol ihrer Heimatstadt Coventry im Titel trägt.
„Das ist ein Zeppelin-Riff mit einem Finish der frühen Verve“, schmunzelt Tom nicht ohne Stolz. Inspiriert vom ersten Japan-Trip der Band, geht es hier nicht um das Leben im Tourbus wie bei vielen Kollegen, sondern um reine Reiselust. „Der Songs behandelt das aufregende Gefühl, wenn du in einem weit entfernten Land ankommst und es sich anfühlt, als seist du auf dem Mond gelandet. Das ungläubige Gefühl drei junger Typen auf Entdeckungstour, die totale Neugierde.“
Die Neugierde ist echt und umfassend, und so suchen THE ENEMY stets nach neuen Ideen und überschreiten Grenzlinien, um sie für Music For The People neu zu definieren. Nicht nur um des Experiments willen, sondern aus dem Bedürfnis heraus, das bestmögliche Album zu schaffen. „Ich hoffe einfach, dass die Leute das Album als das hinnehmen, was es ist: Eine ganze Ladung sauguter Songs.“
Der Titel des Albums drückt genau das aus: Music For The People ist Musik, von der THE ENEMY wollen, dass sie gehört wird.
„Ich war in einer Kneipe in Manchester, die absolut voll war. Und dann sah ich eine Neon-Schrift über der Bar, die lautete: Music For The People. Angeknallt wie ich war, stand ich bestimmt zehn Minuten davor und sagte zu Andy und Liam: ‚Das ist es. Das ist das, was wir machen!’ Und wir haben es gemacht. Das ist exakt die Definition unseres Jobs“, lacht Tom. „Bei jedem unserer Gigs waren stets Leute aus jeder Ecke des Lebens da, und das ist etwas, worauf wir echt stolz sind, unsere Fans sind klassenlos. Wir machen keine Nischenmusik, wir machen Musik für absolut jeden.“
Und diese Musik ist auch für uns.
The Enemy live - Tourdaten 2009 - 09. Mai 2009, 20:00: Radio 1 Big Weekend, Swindon
- 25. Mai 2009, 20:00: Melkweg, Amsterdam
- 28. Mai 2009, 20:00: Columbia Hall, Berlin
- 29. Mai 2009, 20:00: Knust, Hamburg
- 04. Jun. 2009, 20:00: Heaton Park -SOLD OUT-, Manchester
(Quelle: Warner Music, 2009) FORMAT: CD + DVD Video
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